Corona-Prognose September bis November 2021

Christoph Bandt

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Es ist zu spät (25.11.21)

Heute liegt die Inzidenz nach Standardformel deutschlandweit bei 460, in Sachsen bei 1330. In den Hotspots ist damit das Maximum erreicht. Es gibt nämlich nicht mehr genug PCR-Tests, um allen symptomatisch Infizierten einen Nachweis anzubieten. Das sieht man an den für die vorige Woche gemeldeten Positivraten: 20% für Deutschland, 36 und 38% für Sachsen und Thüringen. Inzwischen dürften es 40% sein, obwohl die Testung bis an Grenzen der Laborkapazität erweitert wurde.

Ganz viele Tests werden ja gemacht, um jemand als gesund nachzuweisen, z.B. bei Einweisung in ein Krankenhaus oder Betreten eines Pflegeheims oder einer anderen wichtigen Einrichtung. Wenn trotzdem bei 40% der Tests Covid festgestellt wird, so heißt das, das man bei weitem nicht mehr alle Kranken findet. Die Dunkelziffer steigt stark an, wie 2020 in Mexiko und Brasilien oder kürzlich in Bulgarien.

Das Gesundheitssystem bricht darunter zusammen. Nicht nur die Intensivstationen mit nun 5 Patienten pro 100000 Einwohner und 13 Patienten in Sachsen (s. unten). Operationen werden verschoben, Arztpraxen sind überlastet, Hunderte Infizierte versuchen vergeblich Gesundheitsämter anzurufen, sich ausbreitende Angst führt zu Panik, Wut und Verzweiflung.

Wir brauchen harte Einschränkungen (25.11.21)

Deutschland hat seit heute 100000 Corona-Tote. Das ist keine Katastrophe. Es sind über den Zeitraum der vergangenen anderthalb Jahre etwa 7 bis 8 Prozent von allen, die gestorben sind. Im Moment sind wir bei 10%. Diese Zahl wird in drei Wochen bis auf 25% steigen. Das sieht man an der Inzidenz der Ü80 und an der Statistik der Intensivpatienten.

Was droht, ist ein Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung. Ich teile die Sorgen von Kanzlerin Merkel. Impfen hilft mittelfristig, für umfassendes Testen fehlt Kapazität. Nur Kontaktbeschränkungen nützen kurzfristig. So schnell und hart wie möglich. Österreich und die Slowakei haben damit begonnen, Tschechien zieht nach. Nun ist Sachsen dran, Thüringen und Bayern.

Möglich ist nur, was akzeptiert wird und kontrollierbar ist. Da ist leider wenig vorbereitet worden. Doch es gibt noch psychologische Reserven. Die neue Regierung kann schnell und selbstkritisch handeln, kann schon an diesem Wochenende neue Köpfe als Corona-Rat präsentieren und das Volk um Hilfe bitten. Bis zum 9. Dezember zu warten wäre dumm.

Die Graphik zeigt die heute gemeldeten Inzidenzen der Schüler. In Sachsen liegt die Zahl bei 3100, in Thüringen etwas darunter. Also durchschnittlich ist in fast jeder Klasse einer infiziert. Es ist schwer vorstellbar, bei dieser Belastung einen regulären Schulbetrieb mit regelmäßigen Testungen zu erhalten. In den anderen Ostländern wird es auch schwierig, ebenso im Süden. Nur in Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist die Lage noch auszuhalten. Update 6.12. Kein weiterer Anstieg und im Süden Rückgang der Fälle.

Die Belastung der Intensivstationen entscheidet letztendlich über Lockdown-Maßnahmen. Dieser Indikator ist wesentlich sinnvoller als die Hospi-Rate. In Sachsen und Thüringen ist die kritische Marke von 6 bis 7 Covid-Intensivpatienten pro 100000 Einwohner bereits deutlich überschritten. In Bayern ist sie erreicht. Andere Länder haben noch Reserven. Der Anstieg der Patientenzahlen geht jedoch in den nächsten Tagen weiter.

Die Zweiteilung Deutschlands (22.11.21)

Die aktualisierten Graphiken der Inzidenz (unten Mitte) und der R-Werte (Wochenfaktoren, unten rechts) zeigen den beängstigenden Fortschritt der Pandemie, auch wenn die R-Werte leicht sinken. Ganz Deutschland hat heute Inzidenz 400, Sachsen hat 1100, Bayern und Thüringen folgen mit knapp 700. Die Schulkinder in Sachsen liegen bei 2700. Das heißt fast 3 Prozent sind Corona-positiv.

Das RKI hat gestern Belgien, Holland, Irland und Griechenland als Hochrisikoländer eingestuft. Aber keine Region in diesen Ländern hat eine so hohe Inzidenz wie Sachsen.

Auch Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Baden-Württemberg liegen klar über dem deutschen Mittel, Berlin liegt mit 360 knapp darunter. Der Gegensatz zwischen Süden und Osten und dem übrigen Deutschland zeigt sich immer deutlicher, auch in der Belastung der Intensivstationen. Alle Länder außer Sachsen, Thüringen und Bayern liegen beim deutschen Durchschnitt von 4,6 oder darunter. Bei Berlin ist zu beachten, dass auswärtige Patienten vor allem aus Brandenburg mitgezählt werden.

Wahrscheinlich ist bei Teilen der Bevölkerung im Osten und Süden das Vertrauen zur Regierung und zu öffentlichen Medien derart verloren gegangen, dass Information über die Pandemie gar nicht mehr ankommt. Und erst recht keine Impfappelle. Es ist zu befürchten, dass darüber die öffentliche Ordnung zerbricht. Die neue Regierung sollte diese Gefahr der gegenwärtigen Lage nicht unterschätzen und sich schleunigst um das Management der Pandemie kümmern.

Wie bei den Fallzahlen sind auch bei den Intensivpatienten Schleswig-Holstein und Niedersachsen an der Spitze. Bremen und das Saarland sind weggelassen, weil die Patientenzahlen bei kleinen Regionen stark schwanken.

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der Covid-Intensiv-Patienten in den letzten zwei Wochen am stärksten gewachsen. In Vorpommern-Greifswald hat sich die Inzidenz in 4 Tagen verdoppelt. Die Wiedereinführung kostenloser Tests hat dazu beigetragen.

Die Lage am 18.11.

Die R-Werte haben etwas abgenommen (rechts unten). Es könnte sein, dass sich die Inzidenzen in einigen Ländern stabilisieren. Sie müssen aber überall sinken.

Die PCR-Testung wurde letzte Woche um 40% erhöht. Toll! Das Virus war leider schneller: die Positivrate stieg über 17 Prozent.

Quelle: Dashboard RKI, Farben zeigen Inzidenzen bis 100, 200, 500, 1000, über 1000. Grau ist Ludwigslust-Parchim, wo seit 4 Wochen die Computer nicht mehr gehen.

Die neuen Maßnahmen (18.11.21)

Es war der letzte Auftritt der großen Koalition. Man war sich einig: 3G in Bahn und am Arbeitsplatz, Testpflicht im Altersheim, Bonus-Versprechen für Pflegekräfte, keine Selbstkritik. Ab Hospitalisierungs-Rate 3 gilt generell 2G. Also Ungeimpfte kommen nicht in Gaststätten und Veranstaltungen. Das ist praktisch in ganz Deutschland der Fall und soll die Intensivstationen entlasten, in denen jetzt schon 3500 Patienten liegen.

Ab Hospi-Rate 6 müssen auch Geimpfte einen Test vorlegen (2G+). Nur in Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen wird das in den nächsten Tagen nicht nötig sein. Das soll die Ausbreitung der Pandemie durch Geimpfte eindämmen (unten links). Ab Hospi-Rate 9 gelten stärkere Einschränkungen. Das betrifft den Süden und Osten (Karte links) und ist bitter nötig.

Die Hospi-Rate ist als Entscheidungskriterium vollkommen unbrauchbar, s. rechts und die Kommentare vom 8., 19. und 27. September unten. Aber die Maßnahmen sind richtig und hätten früher kommen müssen. Am 9. Dezember wird geprüft, ob sie ausreichen.

Es ging darum, eine Corona-Ampel mit vier Stufen einzuführen. Grün ist keiner mehr, und bis Weihnachten kommen die meisten da auch nicht mehr hin. Die Inzidenz muss fast auf 50 sinken, um eine ehrliche Hospi-Rate unter 3 zu bekommen.

Gelb ist SH, NI, HB. Rot sind SN, TH, BY, BW, BB, SA. Die anderen sind orange: MV, BE, NW, HE, RP und SL. Die Hospi-Rate lässt sich aber manipulieren, so dass flexible Einstufungen durch die Länder möglich sind (s. rechts).

Impflicht für Pflegekräfte ist angedacht. Das wird noch diskutiert. Kriterium sollte sein, ob Ungeimpfte wirklich mehr Patienten anstecken als Geimpfte, und Tests zum Schutz nicht ausreichen.

Tücken der Hospi-Rate

Das Problem ist, dass Deutschland den Parameter überhaupt nicht zeitnah erfassen kann. Die Regierung bildet sich ein, jedes Haus zählt seine Patienten und das RKI summiert die Meldungen. Es klappt aber nicht.

Quelle: RKI Covid-Trends 18.11. Im grauen Bereich fehlen noch Meldungen.

In Sachsen ist der aktuelle Stand 4,14, auf zwei Kommastellen genau. Der Fehler liegt bei 500%. Denn der wahre Wert ist über 20, wenn in den nächsten 2-3 Wochen alle Krankenhäuser gemeldet haben. Der Wert vor 2 Wochen ist 14, mit den Nachmeldungen bis heute.

Hamburg verzögert alle Meldungen ans RKI um einen Extra-Tag und hat deshalb die kleinste Rate 1,62. Ist der wahre Wert nun über 3 oder gar über 6? Die Hospi-Rate von Mecklenburg-Vorpommern ist beim RKI 5,96, also noch unter 6. Mal sehen, wie entschieden wird.

Die kommende GesundheitsministerIn sollte als erstes ein digitales Meldesystem einführen, das auch die Belegung der Betten erfasst. Praktisch alle europäischen Länder außer Deutschland haben das, auch Niedersachsen. Bis es klappt, sollte man das Intensivregister vom RKI statt der Hospi-Rate nutzen. Das funktioniert nämlich, weil Intensivmediziner sich mit Computern auskennen.

Pandemie der Geimpften? (15.11.21)

,,Auf den Intensivstationen sind 90 Prozent Ungeimpfte." Sagte Herr Braun vom Kanzleramt am 14.11. bei Berlin direkt im ZDF. Das ist nicht wahr. Laut Wochenbericht des RKI vom 11.11. waren in den vier Wochen zuvor 59% der Infizierten mit Symptomen, 64% der Patienten im Krankenhaus, 72% der Intensivpatienten und 60% der Covid-Toten ungeimpft.

Wenn wir die Ungeimpften alle in Hausarrest schicken, wie seit heute in Österreich, könnten also höchstens 72% der Intensivbetten frei werden. Auch die Hoffnung trügt. In den nächsten zwei Wochen steigt die Zahl der Patienten, zur Zeit mit Faktor 1,2. Und wenn keine Ungeimpften mehr kommen, kommen wegen der dann riesigen Inzidenz entsprechend viele geimpfte Patienten.

Wieso die Inzidenz bei Ausschaltung der Ungeimpften steigt? Ganz einfach: R-Wert jetzt 1,5 und 80% geimpft gibt R-Wert 1,2. Falls geimpfte und ungeimpfte Infizierte gleich viele anstecken.

Aber Ungeimpfte sind doch ansteckender? Bei gleicher Anzahl von Kontakten stimmt das. Aber mit 2G haben die Geimpften ein Vielfaches von den Kontakten der Ungeimpften. Wenn ein geimpfter Infizierter ohne Symptome dreimal weniger infektiös ist und sechsmal so viele Kontakte hat wie ein Ungeimpfter, dann steckt er doppelt so viele Leute an. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob diese Überlegung stimmt.

Wir haben den Maßstab bis 800 erweitert, und trotzdem geht die Inzidenz der Schüler schon wieder durch die Decke. Weil sie am häufigsten getestet werden.

Bei den Senioren Ü80 hat sich der Anstieg etwas verlangsamt. Wirken schon Schutzmaßnahmen für Heime?

Was lässt sich machen?

Große Veranstaltungen absagen. Kleinere auf Getestete einschränken. Sogar Fußball.

Infrastruktur für Tests schnell wieder aufbauen und erweitern.

Tests gezielt nutzen, um Infizierte zu finden. Geimpfte Kontaktpersonen ausreichend testen.

Keine Maßnahmen ausschließen. Nur sinnvolle Maßnahmen beschließen.

Neue Mannschaft für Corona-Management aufstellen.

Klare und ehrliche Kommunikation über die Medien. Fehler zugeben. Keine Sündenböcke im Volk suchen.

Booster-Impfungen sind wichtig. Wirken aber nicht kurzfristig.

Dicht am Abgrund (11.11.21)

Heute haben wir Inzidenz 266, am Wochenende 300 und spätestens nächstes Wochenende 400. Sechs Landkreise sind über 1000. Das RKI hat wie üblich etwas kleinere Werte, z.B. Bad Tölz-Wolfratshausen 750 statt 1260, oder München 94 statt 216.

Mit 2G kommen wir aus dieser Lage nicht raus. Es werden richtige Einschränkungen nötig sein. Auch wenn heute noch 11000 Geimpfte in Köln den 11.11. feiern - mit den Weihnachtsmärkten werden wir keine Freude haben.

Für Einzelne gibt es selbst bei Inzidenz 1000 noch keine akute Gefahr der Infektion beim Spazierengehen - denn dann sind ja nur ein Prozent der Bevölkerung infektiös, und man umarmt ja nicht jeden. In einer vollen U-Bahn ist es aber jetzt schon gefährlich.

Was wirklich Sorgen macht, ist die katastrophale Positivrate von 16% für die letzte Woche, die der Wochenbericht des RKI heute meldet. Das heißt, dass die Dunkelziffer weiter gestiegen ist. Wahrscheinlich ist schon bei Inzidenz 300 der positiv getesteten Fälle die wahre Inzidenz aller Infizierten nahe bei 1000.

Schläft unsere Regierung? (11.11.21)

Nur mit ganz groß angelegten Testaktionen könnte man die Welle eindämmen. Das wird aber schwer, weil die Strukturen für kostenlose Tests gerade abgebaut wurden und wohl auch nicht genug Schnelltests lieferbar sind.

Mit absoluter Ehrlichkeit könnte man Vertrauen für harte Maßnahmen gewinnen. Dann muss man aber erst mal zugeben, dass man monatelang Pandemie-Angst verbreitet hat, als es wirklich nicht nötig war. Jetzt, wo es echt gefährlich wird, haben die Leute keine Angst mehr.

Nie mehr Lockdown? Das ist Populismus. Versprecht nichts, was Ihr nicht halten könnt. Wer heute einen ,,freedom day" verlangt, der spinnt.

Hallo, Ampel-Koalitionäre! Die Pandemie ist Eure erste große Aufgabe. Die alte Regierung kriegt die nicht gebremst. Das ist kurzfristig wichtiger als Klima! Wollt Ihr nicht mal ein paar Corona-Verantwortliche benennen, die sich jetzt einarbeiten?

Update 15.11.: Fast 3200 Intensivpatienten, Inzidenz 315. Zeit zum Handeln. 3G und 2G sind nicht ausreichend.

Die Wochenfaktoren, unsere R-Werte, zeigen gegenwärtige Trends. Für die Fälle sind wir bei 1,6. Das ist eine Verdopplung in 10 Tagen. Für Fälle bei Senioren über 80 und für Todesfälle ist der Faktor 1,4 - eine Verdopplung in 14 Tagen.

Etwas Hoffnung macht die Verringerung des Faktors für Intensivbetten auf 1,2. Heute gibt es 2800 Intensivpatienten. Der kritische Wert 5000 für ganz Deutschland wird in zwei Wochen wohl noch nicht erreicht. Aber in Sachsen, Bayern und Thüringen wird es eng.

So schlimm wie nie (8.11.21)

Heute haben wir mehrFälle als Weihnachten 2020. Die Inzidenz 211 ist deutscher Rekord (auch die 201 vom RKI). Sachsen über 500, Kreise Sächsische Schweiz und Bad Tölz über 1000. In den nächsten Tagen gehen die Rekorde weiter.

Hier ist die Altersgruppe der jungen Erwachsenen nach Regionen aufgeteilt. Die Delle von Allerheiligen ist sehr deutlich in Süddeutschland, auch in Rheinland-Pfalz und NRW. Hat aber nicht viel geholfen.

Der Vergleich mit der zweiten und dritten Welle ist eindeutig. Wir haben jetzt schon den Stand von Weihnachten erreicht und es geht viel weiter hoch. Die Schüler haben die meisten Fälle weil sie jetzt oft getestet werden.

Weil die meisten geimpft sind, müssen vielleicht weniger sterben als letztes Jahr. Aber wenn der Anstieg nicht schnell gebremst wird, können es viel mehr werden.

Wer ist verantwortlich? (8.11.21)

Die Ungeimpften, sagen die Politiker. Aber das stimmt nur zum Teil. Das größte Problem ist seit vielen Monaten die geringe Zahl der Tests in Deutschland, die außerdem nicht strategisch eingesetzt wurden, um Infizierte ohne Symptome zu finden.

Schuld ist die Illusion, dass Geimpfte niemand anstecken können. Während Ungeimpfte oft Symptome entwickeln und dann isoliert werden, waren die Infektionen bei Geimpften meist unauffällig. Mit ihrem Impfpass durften sie überall hin. So haben sie viele angesteckt, ohne Symptome und mit Symptomen. ,,Weiß nicht, wo ich das her hab, hatte nur zu Geimpften Kontakt".

Was tun? Kostenlose Test wieder einführen, sofort. Alle im Altersheim testen, klar. Und endlich strategisch testen und Infizierte konsequent isolieren, wie in China und in unseren Schulen. Tests auf Arbeit wie in Italien. Und wie wärs, wenn wir die Herren Wieler und Spahn in einen längeren verdienten Urlaub in die Karibik schicken. Dafür würde ich noch was spenden. Könnte viele Menschenleben retten.

Das Geimpfte nur ,,sehr, sehr selten" an Covid sterben, ist auch so eine Illusion, die ich ständig im Fernsehen höre. Der Wochenbericht des RKI vom 4.11. sagt, dass von den Covid-Toten über 60 im Oktober 43 Prozent vollständig geimpft waren. (Demnach sterben Ungeimpfte fast achtmal häufiger.) Das rechtfertigt die Auffrischungsimpfungen.

Update 6.11. Heute ist die Inzidenz 200 erreicht. Das hatten wir letztes Jahr erst kurz vor Weihnachten. Die Zahl der Intensivpatienten in Deutschland liegt bei 2500, d.h. bei der Hälfte der maximalen Kapazität. Die Pandemie ist vor allem im Süden aktiv. Unsere R-Werte sind alle etwa 1,3. In den nächsten zwei Wochen muss sich das ändern.

Die Lage kann sich kurzfristig nicht durch Impfungen verbessern. Aussperren der Ungeimpften hilft nur wenig. Auch die Geimpften müssen sich testen und einschränken. Impfung ist gut, aber kein Freifahrtsschein. Mehr als 40 Prozent der gegenwärtigen Covid-Todesfälle sind Geimpfte. Die Impfung schützt damit zu über 80 Prozent vor dem Tod. Bei Jüngeren ist der Schutz stärker und hält länger vor.

Die Welle flacht nicht ab (4./5.11.21)

Diese Woche hatten wir Montag und Dienstag je zehntausend Fälle, Mittwoch zwanzigtausend und Donnerstag 34000, neuer Rekord. Der Grund: Montag war Allerheiligen, Feiertag in Süddeutschland und NRW. Die RKI-Inzidenz ist dadurch zwei Tage gefallen. Aber sie steigt und ist am 5.11. bei 180. Schauen wir uns die Altersklassen an.

Es fällt auf, dass die Inzidenz nur bei Kindern und jungen Erwachsenen gesunken ist, sonst gestiegen. Das liegt vor allem daran, dass in Bayern jetzt Herbstferien sind. Auch in Thüringen. Nächste Woche ist ein Schub zu erwarten. Update 8.11.: So ist es.

Unsere R-Werte für Fälle und Todesfälle sind gesunken. Das ist gut. Der Wochenfaktor für Fälle über 80 Jahre ist aber noch bei 1,3. Das ist schlecht, siehe rechts.

Mediziner wird der R-Faktor 1,3 für Intensivbetten beunruhigen. Zur Zeit sind 10% der Intensivbetten mit Covid belegt. Die maximale Kapazität ist etwas über 20%. Bei Faktor 1,3 wäre das in drei Wochen. Dieser R-Wert muss also bald sinken. Zur Zeit steigt er noch.

Laut RKI ist die Positivrate der Tests auf 12% gestiegen. In Thüringen auf 29%, was in Europa zur Zeit nur von Serbien und Kroatien übertroffen wird. Die Dunkelziffer, die durch die Positivrate angedeutet wird, ist bei uns ständig gestiegen.

Die Altersklasse Ü80 wird nicht durch Herbstferien beeinflusst. Die Inzidenz dieser Gruppe ist deutschlandweit jetzt über 100. Bei 6 Millionen Senioren sind das 6 Tausend Infizierte pro Woche, von denen trotz Impfung etwa 12% sterben werden - hundert pro Tag. Update 8.11.: jetzt 140. Die Statistik zählt diese Toten in 3 bis 8 Wochen.

Die Infektionen der Alten treten vor allem im Osten und Süden auf, besonders in Sachsen und Thüringen. Inzidenz nahe 300 zeigt, dass dort im Management der Altersheime die gleichen Fehler gemacht werden wie letztes Jahr. Infizierte Pflegekräfte müssen weiter arbeiten, weil sie nicht ersetzt werden können.

Die wichtigste Statistik

Obwohl Deutschland Anfang dieses Jahres 5000 Covid-Intensivpatienten behandeln konnte, ist der Anstieg von 1400 auf 2000 Intensivfälle innerhalb von zwei Wochen beängstigend.

Wenn dieser Anstieg nicht bald nachlässt, wird das öffentliche Leben wieder eingeschränkt. Booster-Impfungen wirken sich erst später aus.

Schlechte Aussichten (1.11.21)

Die vier Graphiken unten sind auf dem Stand von heute. Bei unseren R-Werten ist der Wochenfaktor für die Fälle auf 1,4 gesunken. Aber der soll ja unter 1 sein. Bei den Inzidenzen der über 80-jährigen für ganz Deutschland ist jetzt 100 erreicht. In Thüringen und Sachsen ist man schon über 200. Das bedeutet, dass sich die Todesfälle in zwei bis drei Wochen verdoppeln werden. Jetzt sind schon fast 4 Prozent aller Todesfälle mit Covid verbunden, dann werden es 8 Prozent.

Die offizielle Inzidenz ist heute 155, aber der RKI-Wert ist immer zu klein, wenn es brenzlig wird. 165 dürfte eher stimmen. Thüringen ist deutlich über 300, Sachsen und Bayern nicht weit darunter. Solch hohe Fallzahlen kamen in letzter Zeit in Nachbarländern öfter vor. Aber dort war die Positivrate nicht so hoch. Deutschland testet wenig und hat dadurch eine hohe Dunkelziffer.

Die amtierende Kanzlerin Merkel sieht die Gefahr und hat heute angekündigt, dass man wohl einschreiten muss. Aber weil sie sich von Spahn wie von Scheuer nie abgegrenzt hat, ist ihre Autorität verblichen.

Der internationale Vergleich der Belastung der Intensivstationen sieht schlecht aus für Deutschland. Zwar gibt es in den USA und in Osteuropa zwei- bis viermal so viele Covid-Intensivpatienten pro Einwohner wie bei uns. Aber Frankreich, Spanien, Italien und Schweden haben bedeutend weniger Intensivbetten belegt. Und dort gehen die Zahlen zurück, während sie bei uns schnell steigen.

Wer sagt, es gibt keinen Lockdown mehr? (28.10.21)

Die Lage hat sich weiter verschlechtert. Inzidenz 130 nach RKI, 140 bis 150 nach besseren Schätzern. Unser R-Wert (Wochenfaktor) ist jetzt über 1,5, aber wenigstens bei den Senioren etwas kleiner geworden. Dafür ist der Wochenfaktor für Todesfälle und Intensivbettenbelegung gestiegen. Die vier Graphiken unten sind auf dem Stand von heute. Sachsen und Thüringen mag man gar nicht anschauen. Deutlich schlechter als im Vorjahr.

Das macht nichts, wir sind ja geimpft? Klar, die Impfung schützt. Geimpfte erkranken dreimal weniger als Ungeimpfte. Und wenn sie erkranken, müssen sie halb so oft ins Krankenhaus. Aber eine Garantie ist das nicht. Wenn die Inzidenz dreimal höher ist, ist der Vorteil der Impfung neutralisiert.

Die Ampelkoalitionäre versprechen: keine Schulschließungen und Ausgangssperren ab 25. November. Haben wir das Virus so gut im Griff?

Die Positivrate der letzten Woche ist 11%, in Thüringen 18%. Die Woche vorher waren es 8%. Das bedeutet: neben den offiziellen Inzidenzen ist auch noch die Dunkelziffer gestiegen. Blamabel für Deutschland. Wir denken immer noch, AHA- und 3G-Regeln sind genug. Umfassende Testung und strategische Kontaktverfolgung haben wir nicht nötig. Und eine neue Führung im Gesundheitsministerium und RKI auch nicht.

Natürlich haben wir es gemeinsam selbst in der Hand, die Welle nochmal zu bremsen. Sonst werden wir von den Medizinern gebremst. Heute sind in Deutschland 1800 Intensivbetten mit Covid belegt, vor 5 Tagen waren es 1400. Bei 3000 wird es Alarm geben, weil 5000 die kritische Grenze ist. Egal, was andere Zahlen und Politiker sagen.

Die Wochenfaktoren, unsere R-Werte, zeigen den gegenwärtigen Trend am klarsten. Die Fälle steigen mit einem Faktor von 1,5 pro Woche, und in der Altersklasse über 80 sogar mit einem Faktor von mehr als 1,7. Das führt dazu, dass nun auch die Belegung der Intensivbetten und die Zahl der Todesfälle mit dem Wochenfaktor 1,2 steigt.

Es kann gefährlich werden (26.10.21)

Nun ist die Inzidenz laut RKI bei 113, nach der einfachen Schätzformel bei 119 und in Wirklichkeit schon bei 125 (das ist eine Schätzung für den korrigierten RKI-Wert von heute wenn in 4 Wochen die meisten Nachmeldungen eingegangen sind). Es sieht so aus, dass wir spätestens in 2 Wochen über 200 kommen. Die Schüler und Thüringer haben die Marke schon erreicht (unten links und rechts).

Das allein ist nicht schlimm. Aber die Inzidenz der über 80 jährigen liegt oberhalb von 70 und steigt rasant, so dass mehr Senioren sterben. Diese Inzidenz darf nicht über 200 gehen wie letztes Jahr. Denn die Impfungen scheinen nicht so wirksam wie bei Jüngeren.

Zur Zeit sind gut 3% der Todesfälle in Deutschland mit Corona verbunden. Wenn es doppelt oder dreimal so viele sind, wird die Öffentlichkeit das erträglicher finden als einen Lockdown. Ähnlich ist es mit den Intensivbetten: wir sind unter einem Drittel der Kritischen Zahl von 5000 Covid-Intensivpatienten.

Jetzt einen ,,freedom day" zu verlangen ist nicht mehr angebracht. Das war im Sommer möglich. Die gegenwärtige Welle ist jedoch regional sehr unterschiedlich, vor allem im Süden gefährlich. Sie muss in den Hotspots bekämpft werden, nicht durch nationale Maßnahmen.

Im Nordosten (Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen-Anhalt) ist die Pandemie halb so stark wie im Südosten. Ähnlich sieht es aus, wenn man Bayern in eine Nord- und Südregion teilt. Der Grund für die Unterschiede ist nicht die geografische Lage, sondern Unvorsicht der Einwohner.

In beiden Regionen steigt die Zahl der Fälle besonders bei den Alten. Eine Trendumkehr ist in keiner Altersgruppe in Sicht.

Noch sieht die Lage besser aus als letztes Jahr, weil der Anstieg nicht so krass ist. Schüler werden jetzt mehr getestet. Das Ende der Herbstferien in mehreren Bundesländern wird einen Schub geben. Die Infektionen sind schon da, aber noch nicht nachgewiesen.

Der starke Anstieg in der Altersgruppe über 80 deutet auf viele Ausbrüche in Pflegeheimen, fast wie letztes Jahr. Impfungen für Senioren sind weniger erfolgreich als man dachte.

Jetzt kommt die Welle richtig (22.10.21)

Die Inzidenz der Fälle ist wieder auf dem Höchstand 90 vom September und wird in den nächsten zwei Wochen auf 150 steigen. Die Graphiken links und rechts geben den Vergleich zum letzten Jahr für ganz Deutschland und für den Hotspot Thüringen/Sachsen. Die vier Graphiken weiter unten sind nun auf dem Stand vom 21. Oktober.

Unsere R-Werte für Fälle, Fälle über 80 Jahre und Intensivbetten-Belegung sind alle deutlich über 1 und steigen weiter. Die Intensivpatienten werden erst in den nächsten Tagen das Maximum vom September erreichen, 6-7% der Betten sind mit Covid-Patienten belegt. Die Anzahl der Sterbefälle ist niedrig und steigt sehr langsam.

Ein Anhaltspunkt für die schlechte Prognose ist die Erhöhung der Positivrate der Tests auf über 8%. Die Dunkelziffer hat sich vergrößert. Testzentren zu schließen und Tests kostenpflichtig zu machen war keine gute Idee. Aber in Deutschland wurden Tests ja mehr als Beleg für Friseur, Hotel und Fussball gebraucht als für die Erkennung und Isolierung asymptomatischer Fälle.

Die Politik hat versäumt zu lockern, als es bei Inzidenz 10 möglich war. Die dadurch entstandene Corona-Müdigkeit treibt die Welle an. Was man vorher nicht gelockert hat, kann man jetzt nicht verschärfen.

In Thüringen und Sachsen lässt sich ahnen, dass es wie im letzten Jahr kritisch wird. Die Inzidenz der Schüler nähert sich 400, die der über 80jährigen hat 100 überschritten. Eine Verlangsamung des exponentiellen Anstiegs ist nicht abzusehen.

Thüringen, mehr noch als Sachsen, ist erster Kandidat für neue harte Corona-Maßnahmen.

Der Anstieg tritt nur bei den Älteren auf. Bei jungen Erwachsenen bleibt die Zahl der Fälle gleich, bei den Kindern sinkt sie.

Noch alles im grünen Bereich (14.10.21)

Die Analyse vom 30.9. trifft immer noch zu. Es wird schlechter im Osten und in Bayern, und auch dort nur in bestimmten Kreisen. Ansonsten bleibt die Lage unverändert. In Sachsen und Thüringen, in der Graphik links unten zur Region ,,Südost'' zusammengefasst, sind die höchsten Inzidenzen. Im Juli und August waren dort die niedrigsten. Zur Zeit ist Schleswig-Holstein noch unter 30 und mit Niedersachsen als Region ,,Nordwest'' am besten dran. Die Region ,,Nordost" liegt mit NRW, Hessen, Berlin und Hamburg in der Mitte.

Bei den Schülern ist die Inzidenz weiterhin am höchsten, weil sie regelmäßig getestet werden. Würden ungeimpfte Erwachsene über die Arbeitsstelle getestet wie in Italien, würde man wohl so viele Fälle finden wie bei den Schülern.

Alle unsere R-Werte liegen jetzt leicht über 1 (rechts unten). Aber es besteht kein Grund zur Panik. Inzidenz 70 bedeutet, dass von hunderttausend Leuten pro Tag etwa zehn an Covid erkranken. Das ist noch auszuhalten. Etwas Sorgen macht die Entwicklung bei den 80-jährigen.

Hier sind Fälle, belegte Intensivbetten und Todesfälle auf logarithmischer Skala angegeben. Aus dieser Perspektive ist nicht viel passiert in letzter Zeit.

Langsam wird es schlechter (30.9.21)

Die Zahl der Fälle ist drei Wochen lang gesunken. Nun kommt sie zum Stillstand und steigt im Süden und Osten (linke Graphik).

Unser R-Wert für die Fälle, und auch für die Fälle über 80 Jahre, steigt wieder über 1 (rechte Graphik). Für die Intensivbetten ist noch eine Woche lang mit Verbesserung zu rechnen. Die Sterbefälle werden langsam mehr. (Die Kurven wurden mit einem rollenden geometrischen Mittel der Länge 5 geglättet, bis auf die letzten zwei Werte.)

Insgesamt sind wir auf niedrigem Niveau. Zwei bis drei Prozent aller Todesfälle passieren durch oder mit Covid. Etwa 6% der Intensivbetten sind mit Covid-Patienten belegt. Die Positivrate der Tests lag letzte Woche bei 6,5%. Die nächsten Wochen werden entscheidend für den Winter.

Hospitalisierung und Tests in Europa und Deutschland (27.9.21)

Unsere Datenquelle. Das Projekt Our world in data geht weit über Covid-Daten hinaus. Seine interaktiven Graphiken und zugänglichen Datensammlungen sind internationale Spitze. Testen Sie es selbst! Das Projekt wird von der Gates-Stiftung finanziert (nichts für Verschwörungstheoretiker) und von der renommierten Universität Oxford wissenschaftlich geleitet. Das Covid-Team ist riesig und umfasst Auslandsstudenten aus vielen Ländern als Hilfskräfte. Wir haben einige der Graphiken für unsere Zwecke angepasst.

Daten zur Hospitalisierung. Die Karte zeigt die aktuelle Bettenbelegung durch Covid-Patienten in Europa. Sie wird von Portugal bis Estland seit 2020 erfasst. In Deutschland aber nicht. Bei uns werden seit Juli 2021 erst einmal die Einweisungen in Krankenhäuser gemeldet, noch nicht die Entlassungen und damit keine Bettenbelegung.

Obwohl wir ein Gesetz dafür haben, ist Deutschland bei der Erfassung der Daten Schlusslicht in Europa. Wir teilen uns diesen Platz mit Rumänien, der Ukraine und den Balkanstaaten außer Slowenien (graue Flächen = no data). Wann wird unser neues Gesetz so geändert, dass wir den europäischen Standard erreichen? Kann die Opposition nicht mal was dafür tun?

Hier ist die Bettenbelegung der Intensivstationen im Lauf der letzten Monate für ausgewählte Länder dargestellt (ICU = intensive care unit). Die Inzidenz ist zehnmal so groß wie sonst bei uns, weil auf eine Million Einwohner bezogen wird statt auf 100000. In den früheren Wellen haben wir gemerkt, dass bei uns ab 60 Intensivpatienten pro Million die Situation kritisch wird.

In Tschechien, Dänemark und Schweden ist die Lage entspannt. In Frankreich und Spanien war sie im Sommer fast kritisch, bessert sich aber jetzt. Deutschland hat sich seit Ende Juli verschlechtert und Mitte September stabilisiert. Holland und Italien konnten die Anzahl der Intensivpatienten auf niedrigerem Niveau halten.

Und England? Zwei Wochen nach dem ,,freedom day" am 19. Juli war die Inzidenz 13, in Deutschland nur 4. Dann hat sie sich in England leicht und in Deutschland stark erhöht. Ende September liegt Großbritannien bei 14 und Deutschland bei 17. Dabei haben wir doch so viele Regeln in Kraft! Haben die Briten ohne Befehle besser auf ihre Gesundheit aufgepasst? Wie dem auch sei, das Gesundheitssystem wurde durch den ,,freedom day" kaum belastet. Die Zahl der Covid-Toten ist in Großbritannien allerdings mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Das betrifft Alte und eventuell auch Arme, die nicht auf Intensivstationen kommen.

Tests, Fälle und Positivrate. Die folgende Graphik zeigt Fallinzidenz und Testinzidenz pro Tag und Million Einwohner für verschiedene Länder Europas. Unsere 7-Tage-Inzidenzen pro 100000 Einwohner bekommt man, indem man mit dem festen Faktor 0,7= 7/10 malnimmt.Auf der waagerechten Achse ist die Fallinzidenz logarithmisch aufgetragen, mit Werten unter 20 für Polen und über 400 für Großbritannien (United Kingdom). Deutschland liegt bei 100 in der Mitte (70 in unserer Zählung).

Auch die senkrechte Achse ist logarithmisch geteilt. Knapp 2000 für Deutschland bedeutet, dass jeder Bürger im Schnitt einmal in anderthalb Jahren einen PCR-Test macht. Bei 15000 in England sind es 5 Tests pro Jahr. Hier fällt auf, dass Deutschland sehr wenig testet. Nur die Ukraine testet noch weniger, sowie Polen und Ungarn, die es auf Grund geringer Fallzahlen zur Zeit nicht nötig haben.

Auf den schrägen Achsen ist der Anteil positiver Tests angegeben, von 0,5 Prozent in Tschechien bis knapp 20 Prozent in der Ukraine. Deutschland liegt mit 7,5 Prozent auf dem drittletzten Platz. Einer von 13 PCR-Tests ist positiv. In Dänemark einer von 100. Die Dänen geben viel Geld für Tests aus. Wir leisten uns dafür, Infizierte ohne Symptome nicht zu testen, so dass sie andere anstecken.

Corona-Maßnahmen machen mehr Schaden als die Pandemie (21.9.21)

Infizierte und Tote der Pandemie werden täglich gezählt. Der Schaden, der durch Corona-Maßnahmen entsteht, wird vernachlässigt. Er ist schwer zu bilanzieren. Hier kommt eine einfache Rechnung, die zum Nachdenken und zur Diskussion anregen soll.

In anderthalb Jahren sind in Deutschland 93000 Menschen an oder mit Covid verstorben. Nehmen wir an, sie alle hätten sonst noch 20 Jahre gelebt. Das ist großzügig gerechnet, da die allermeisten alt und krank waren. Dann hat die Pandemie die deutsche Bevölkerung insgesamt 20 mal 93000 gleich 1,86 Millionen Lebensjahre gekostet.

Im Vergleich dazu können wir fragen, wieviel Prozent der Lebenszeit die Corona-Maßnahmen (Lockdown, Quarantäne, Masken tragen, diverse Schwierigkeiten im Alltag) den Bürger durchschnittlich gekostet haben. Die Antworten werden unterschiedlich ausfallen, von 5 bis 50 Prozent. Wir denken, 10 Prozent dürfte der Durchschnitt sein. Dann haben die Corona-Maßnahmen 83 Millionen mal 10/100 mal anderthalb Jahre gleich 12,5 Millionen Jahre an Lebenszeit der Bevölkerung gekostet. Also sechs Mal so viel wie die Pandemie selbst!

Sie können andere Werte nehmen. Wenn Sie meinen, dass die Maßnahmen durchschnittlich nur 5 Prozent der Lebenszeit verbraucht haben, waren sie dreimsl teurer als die Pandemie.

Man könnte einwenden, so darf man nicht rechnen: verlorene Stunden und Tage mit Sterbefällen vergleichen. Natürlich kann und muss man so rechnen: für eine grobe Schätzung! Denn die Schäden durch ständige Angst, Lockdown, Trennung nahestehender Menschen, Zerstörung gewohnter Tagesabläufe usw. kommen auch als Krankheiten und Todesfälle zum Ausdruck. Selten gleich, meist über Jahre hinweg. Depressionen, häusliche Gewalt, verschleppte ärztliche Behandlungen, Traumata bei Kindern, vorzeitiger Tod verwirrter Menschen im Altersheim ...

Man kann auch einwenden, neben den Toten gibt es Schwerkranke mit Long Covid. Ja, aber neben der Lebenszeit gibt es auch die wirtschaftlichen Schäden der Maßnahmen: existenzbedrohende Verluste für Händler, Künstler, Schausteller, Wirtsleute, Prostituierte, Kurzarbeiter usw. Das ist schwer zu kalkulieren, dürfte aber in einem ähnlichen Verhältnis stehen wie Covid-Sterbefälle und Verlust von Lebenszeit durch Corona-Maßnahmen.

Die obige Rechnung war für die gesamte Pandemie. Wie sieht es zur Zeit aus? In Deutschland gibt es weniger als 300 Covid-Tote pro Woche, das entspricht 6000 Lebensjahren. Der durchschnittliche Verlust an Lebenszeit durch Corona-Maßnahmen ist vielleicht 2 Prozent, das sind pro Woche 83 Millionen mal 2/100 durch 52 (Wochen pro Jahr) gleich 32000.

Fazit: Auch gegenwärtig richten die Maßnahmen bedeutend mehr Schaden an als die Coronaviren.

Wenn Maßnahmen schädlicher sind als die Pandemie, müssen sie zurückgefahren werden. Der Kassenärztechef A. Gassen hat nun einen ,,freedom day" verlangt.

Das Vorbild ist Großbritannien. In England gelten seit dem 19. Juli gar keine Corona-Regeln mehr. In Schottland, Wales und Nordirland nur ganz wenige. Schon zwei Monate herrscht dort normales Leben. Es gibt vier bis fünfmal mehr Infektionen und Tote als in Deutschland. Im Juli waren es zehnmal so viele. Die Mehrheit der Briten ist damit zufrieden. Regeln sollen wieder kommen, sobald die Lage sich verschlechtert.

In Deutschland geht das nicht. Denn die meisten haben Corona-Angst. Für die Politik ist es nicht nur bequem mit Verordnungen und Verboten zu regieren. Sie hat dabei auch die Mehrheit hinter sich. Nur FDP, AfD und Freie Wähler wollen Lockerungen. Viele Mediziner haben Angst vor neuen Belastungen der Intensivstationen.

Gerade jetzt ist Corona keine Gefahr für unser Gesundheitssystem. Infizierte und Patienten werden weniger. Mit 2 Prozent Anteil an allen Toten ist Covid eine gefährliche Krankeit unter mehreren. Es ist Zeit, schrittweise die Corona-Maßnahmen zurückzufahren. Vorschlag: ab morgen keine Maskenpflicht mehr im Handel. In Sachsen ist im Juli nichts passiert.

Gute Aussichten (19.9.21)

Die vierte Welle ist seit einer Woche rückläufig. Das RKI mit seiner unvollständigen Statistik meldet schon die Inzidenz 70. Und 77 haben wir tatsächlich erreicht. Der Wochenfaktor ist stabil bei 0,9. Die Situation entspannt sich weiter in den nächsten zwei Wochen und ist Mitte Oktober wahrscheinlich nicht schlimmer als im letzten Jahr - und jetzt sind wir ja größtenteils geimpft.

Weil der Trend der Infektionen nach 8 bis 10 Tagen auf den Intensivstationen ankommt, ist auch dort die Anzahl der Covid-Patienten in den letzten Tagen konstant geblieben und zuletzt leicht gesunken. Man kann sicher sein, dass diese Entwicklung noch 8 Tage so weiter geht. Die Anzahl der Sterbefälle, die den Infektionen mit größerer Verzögerung folgen, kann noch etwas steigen und wird dann auch sinken.

Die Sterbeinzidenz liegt jetzt bei 0,4. Das heißt: etwa 2% aller Todesfälle passieren durch oder mit Covid-19. Die Vorsichtsmassnahmen, die unser ganzes Leben belasten, sind viel schwerwiegender als der Schaden, den die Pandemie gegenwärtig verursacht.

Weitere Probleme mit der Hospitalisierungsinzidenz (19.9.21)

Wie dpa meldet, teilt das Gesundheitsministerium Baden-Württemberg unsere Ansicht, dass die Hospi-Inzidenz die Auslastung des Gesundheitssystems nicht gut beschreibt. Sie wollen sich beim Bund für bessere RKI-Daten einsetzen. Wir haben am 8.9. bereits erklärt, warum das nicht klappen wird.

Im WDR forderte G. Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, einheitliche Schwellenwerte der Hospi-Inzidenz für Maßnahmen. Ein guter Vorschlag! Aber leider weiß kein Mensch, wo die kritischen Werte liegen. Bei uns werden diese Inzidenzen ja erst seit 13. Juli erfasst, und in anderen Ländern gar nicht.

In Zeit-online vom 11.9.21 haben C. Endt und E. Erdmann die Hospi-Inzidenzen des RKI vom Monat August nachgerechnet. Sie stellten fest, dass die aktuellen Werte immer nur halb so groß sind wie die wirkliche Inzidenz. Der Grund ist die unvollständige Inzidenzstatistik des RKI nach Meldedatum, die auf dieser Webseite schon mehrfach kritisiert wurde.

Wir können die Ergebnisse der Zeit für die aktuellen Daten leicht überprüfen. Die Inzidenz der Fälle liegt seit 14 Tagen bei 80. Laut Wochenberichten des RKI kommen zur Zeit etwa 6% der Fälle nach etwa einer Woche ins Krankenhaus. Dann ist die Hospi-Inzidenz 6% von 80, das sind 4,8. Das RKI meldet aber Werte bei 1,9. Das ist weniger als die Hälfte, eine totale Verharmlosung der Lage.

Man kann auch aus dem Intensivregister die Inzidenz der Neuaufnahmen auf Intensivstationen bestimmen. Die liegt seit mehr als einer Woche bei 0,8. Wenn man davon ausgeht dass jeder sechste Covid-Patient im Krankenhaus auf eine Intensivstation kommt, dann bekommen wir 6 mal 0,8, also ebenfalls 4,8 für die Hospi-Inzidenz der letzten Tage.

Liebe Kollegen vom RKI! Der neue, gesetzlich verankerte Parameter gibt die Lage schlecht wieder und wir kennen nicht seine kritischen Werte. Wenn Ihr den trotzdem braucht, dann nehmt doch einfach 6 Prozent von der Fallinzidenz vor einer Woche. Diese Schätzung ist mindestens doppelt so gut wie Eure und kostet überhaupt keine Mühe. Wenigstens als Kontrolle könnt Ihr die Rechnung machen!

Vierte Welle kam zum Stillstand (13.9.21, update 16.9.)

Entwicklung in Altersklassen

Die Inzidenz sinkt in allen Altersklassen bis auf die Senioren, die aber die kleinsten Werte haben. Bei den Schülern gibt es die größten Werte und die stärkste Verbesserung. Es könnte sein, dass durch umfassende Tests an Schulen die vom Urlaub eingeschleppten Infektionen weitgehend erkannt und dann durch Quarantäne neutralisiert wurden. Im Arbeitsleben werden Tests und Quarantäne weniger praktiziert. Dort findet man weniger Fälle, und Infektionen können sich unerkannt verbreiten.

Vergleich mit dem vorigen Jahr

Die Graphik zeigt die zweite, dritte und vierte Welle auf einer multiplikativen Skala, die verschiedene Größenordnungen umfasst. Die Inzidenzen sind so hoch wie im Oktober 2020, aber sie sind tiefer zum Stehen gekommen als damals im November, und wieder ohne besondere Maßnahmen. Durch Impfungen ist die Inzidenz der Senioren jetzt viel kleiner als bei der Gesamtbevölkerung, während sie im vorigen Jahr stark anstieg.

Entwicklung in den Regionen

Die gegenwärtige Milderung des Infektionsgeschehens beruht auf der deutlichen Senkung hoher Inzidenzen in den Ballungsgebieten, vor allem Nordrhein-Westfalen. Im Osten sind die niedrigen Inzidenzen weiter gestiegen, auch in Bayern, wegen Schulanfang.

Übrigens: Mecklenburg-Vorpommern hat seine Inzidenz nahezu konstant gehalten und steht auf dem zweitbesten Platz hinter Sachsen-Anhalt. Update: Am 20.9. ist MV an der Spitze, am 30.9. auf den 4. Platz der Bundesländer zurückgefallen.

Probleme mit der Hospitalisierungsrate (8.9.21)

Der Bundestag hat am 7. September beschlossen, dass die Hospitalisierungsinzidenz in der nächsten Zeit entscheidendes Kriterium für politische Maßnahmen sein soll. Das ist die Anzahl der Personen pro 100000 Einwohner, die in den letzten 7 Tagen mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Gesundheitsministerium und RKI haben diesen Parameter festgelegt. In anderen Ländern gibt es den nicht. Er wurde auch nicht öffentlich diskutiert, schon gar nicht im Bundestag.

Aus unserer Sicht ist die Hospitalisierungsinzidenz ungeeignet, die Pandemie-Situation zu beschreiben. Man weiß nämlich nicht, wie viele Kranke nur für 2 Tage zur Kontrolle eingewiesen wurden und heute gar nicht mehr im Krankenhaus sind. Und man weiß auch nicht, wie viele Patienten aus den vorigen Wochen noch die Betten belegen. Es wäre viel besser, einfach die Bettenbelegung zu nehmen: die Anzahl der Personen (pro 100000 Einwohner), die gestern mit Corona im Krankenhaus gelegen haben. Die meisten Experten werden sofort zustimmen. Warum tut man das nicht?

Die Antwort ist einfach. Die Krankenhaus-Verwaltungen wurden vom RKI angewiesen, ab 13. Juli 2021 die Einweisungen von Corona-Kranken zu melden. Aber die Entlassungen müssen sie nicht melden, obwohl sie in der Verwaltung bekannt sind. (Bei den positiven Fällen war das ein Problem, weil sich nicht jeder Genesene beim Gesundheitsamt abmeldet.) Deswegen kann man die Bettenbelegung leider nicht ausrechnen. Das ist im Hause Spahn und Wieler einfach verdüst worden. Kann ja mal passieren.

Dabei gibt es im RKI schon das Intensivregister, das seit einem Jahr ohne größere Störungen die Bettenbelegung der Intensivstationen meldet. Für uns ist das der entscheidende Parameter. Die Graphiken unten zeigen, warum diese Daten hervorragend sind. Und bei den Intensivstationen werden sich Engpässe zuerst zeigen, ohne Rücksicht auf das jetzt beschlossene Gesetz. Krankenhäuser haben Reservebetten, aber auf Intensivstationen fehlen die Fachkräfte.

Die vier wichtigsten Zeitreihen

Die Graphik zeigt die positiv getesteten Fälle der letzten Woche und die belegten Intensivbetten vom Vortag. Zur Zeit sind es knapp 90 Fälle und weniger als 2 Betten pro 100000 Einwohner. Zusätzlich angezeigt ist die Fallinzidenz für die über 80-jährigen, zur Zeit bei 25, und die Anzahl der Covid-Sterbefälle der letzten Woche, etwa 0,3 pro 100000 Einwohner. Alle Werte sind im grünen Bereich. Die Hospitalisierungsinzidenz passt nicht in diese Graphik. Sie wird ja erst ab Mitte Juli erfasst.

Wir verwenden eine multiplikative Skala, um die verschiedenen Größenordnungen in einer Graphik zu sehen. Die Inzidenzen für alle und für die 80-jährigen laufen nahezu parallel. Wegen der Impfungen ist die Inzidenz der Senioren drei- bis viermal kleiner als bei der Gesamtbevölkerung (siehe dazu die Graphiken unten mit linearer Skala). Die Kurven der Intensivpatienten und der Sterbefälle sind gegenüber den Fällen etwa um einen Monat verschoben. Alle Kurven steigen an. In letzter Zeit lässt das Wachstum nach, nur bei den Senioren nicht.

Die drei Inzidenzkurven zeigen deutliche Schwankungen, obwohl die Werte jeweils über eine Woche gemittelt sind. Der Grund ist die unregelmäßige Arbeit der Verwaltungen: Wochenende, Feiertage, Ausfall von Computern. Die Kurve der Intensivbetten ist dagegen glatt, obwohl es sich um Tagesdaten handelt. Die Intensivstationen haben keine Wochenenden und Bürozeiten, und die Fachkräfte dort kennen sich prima mit Computern aus, weil sie Tag und Nacht damit umgehen.

Wochenfaktoren zeigen die Tendenz

Statt R-Werten nehmen wir Wochenfaktoren: Wert von heute geteilt durch den Wert vor einer Woche. Die Faktoren sind angezeigt, wie sie am aktuellen Tag berechnet wurden. Es wird nicht wochenlang nachgebessert wie bei R-Werten vom RKI, und die Faktoren wurden nicht geglättet. Bis 10.9. sind alle Faktoren über 1. Das heißt, es wurde schlechter. Die Faktoren der Fälle waren bis Anfang Juli noch unter 1, die Faktoren der Intensivbetten bis Anfang August und die der Sterbefälle bis Mitte August.

Die Wochenfaktoren der Inzidenz sind im August bis auf 1,5 geklettert. Aber jetzt sind sie wieder bis auf 1,1 gesunken. Die Gefahr eines ganz schnellen Wachstums besteht nicht mehr. Es könnte sogar sein, dass die Welle zum Stillstand kommt, wenn der Faktor bis auf 1 sinkt. Update: Am 16.9. ist er bei 0,92, am 20.9. bei 0,85 !

Der Wochenfaktor für die Intensivbetten war nur bis 1,4 geklettert und nähert sich jetzt dem Wert 1,1. Auch hier sieht die Entwicklung gut aus.

Bei den Senioren stieg die Inzidenz jedoch weiter mit einem Wochenfaktor von 1,4. Dadurch wird es wieder mehr Todesfälle geben, denn die Sterberate in dieser Gruppe liegt immer noch bei etwa 10%. In der Tat steigen die Todesfälle in den letzten zwei Wochen mit einem Faktor von 1,3. Aber zur Zeit gibt es pro Tag in ganz Deutschland etwa 30 Corona-Sterbefälle. Durch die Schwankungen bei solchen kleinen Zahlen erklärt sich der unregelmäßige Verlauf der Wochenfaktoren bei Todesfällen und Senioren. Update 20.9.: Auch der Faktor für die Senioren ist jetzt dicht bei 1.

Mitten in der vierten Welle (23.8.21), aber es wird besser (update 9.9.21)

Das RKI hat am 19. August verlautbaren lassen, dass wir am Beginn der vierten Welle stehen. Leider waren wir schon weiter. Anfang Juli war die Inzidenz in ganz Deutschland 5, sieben Wochen ist sie stetig bis auf 50 gestiegen. Wenn das so weitergegangen wäre, kämen wir am 10. Oktober über 500, ähnlich wie Israel jetzt.

Es sah so aus, als ob wir zur Bundestagswahl über 200 kommen. Aber es wurde besser! Der Wochenfaktor, unser R-Wert, ist von 1,5 bis auf 1,1 gesunken. Mit einem Anstieg um 10% pro Woche könnten wir einige Wochen auskommen. Aber die Welle könnte auch zum Stillstand kommen.

Israel versucht es gerade mit Drittimpfungen für alle. England hat seit Mitte Juli die Pflicht zur Einhaltung von Pandemie-Regeln abgeschafft, als die Inzidenz zehnmal höher war als in Deutschland. Premier Johnsons Regierung hat die Verantwortung für die Gesundheit an die Bürger zurück gegeben. Das war mutig, und bisher hat es geklappt. Dänemark, Schweden und Holland haben wenig Regeln und weniger Covid-Tote als wir.

Was Deutschland braucht, ist eine Strategie für Covid. Die Kapazität für PCR-Tests wurde nur zu einem Drittel ausgelastet. Erst in der letzten Augustwoche wurden etwas mehr Tests vorgenommen, trotzdem stieg die Positivrate auf 8,7 Prozent. Immer noch fehlt der Wille, auch Infizierte ohne Symptome durch Tests zu finden und zu isolieren.

Regionale Unterschiede

Update vom 9.9. Die Ost-Länder, ohne Berlin und MV, haben die niedrigste Inzidenz. Obwohl (oder weil?) Sachsen und Thüringen in der dritten Welle am schwersten getroffen waren. Die Aufhebung der Maskenpflicht im Handel bei Inzidenz unter 10 hat Sachsen nicht geschadet, im Gegenteil. Die Ballungsgebiete Hamburg, Berlin und NRW hatten pro Kopf etwa fünfmal so viele Fälle wie der Osten. Jetzt sind es dreimal so viele. In der letzten Woche ist die Inzidenz dort stark gesunken, während sie im Osten zugenommen hat.

Lage bei den Älteren

Bei den über 80-jährigen (und ähnlich beim Alter 60-79) ist die Inzidenz vergleichsweise gering. Aber sie steigt mit dem Wochenfaktor 1,4 jetzt stärker als in anderen Altersklassen. Man darf nicht glauben, dass Impfung totale Sicherheit bringt. Bei den Alten ist die Gefahr einer Infektion und eines schweren Verlaufs trotz Impfung recht hoch. Laut Wochenbericht des RKI waren bei über 60-jährigen 40% der positiv getesteten Fälle und 25% der Coronatoten in den letzten Wochen vollständig geimpft.

Die Schüler

Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden alle Schüler getestet. Dadurch fand man enorm viele Fälle. Die Testung in den Schulen ist sehr erfolgreich. Denn man hat in dieser Altersgruppe fast keine Dunkelziffer: die positiven Fälle erfassen alle Infektionen. Und sie werden in Quarantäne geschickt. Wie viele Kontaktpersonen mit in Quarantäne sollten, ist ein anderes Problem. Unsere Meinung: möglichst wenig. In Bayern fängt das Schuljahr später an, also ist in der Region ,,Süd" mit weiterem Anstieg zu rechnen.

Die jungen Erwachsenen

Inzidenz 150 bis 180 für junge Erwachsene in den Ballungsgebieten (Region ,,Stadt", zum Teil ,,Mitte") sieht schlimm aus. Es ist aber noch schlimmer. Da diese Altersgruppe weniger getestet wird als die Schüler, liegt die Vermutung nahe, dass die wahre Inzidenz bei 250 oder höher liegt. Wieso sollen die Erwachsenen seltener erkranken als ihre Kinder? Im Osten und Norden ist der Unterschied zu Schülern geringer, dort ist die Dunkelziffer kleiner.

zuletzt geändert 3.1.22