Corona-Prognose März bis August 2021

Christoph Bandt

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Update 22.8. Die Lage ist noch gut, aber die Entwicklung bereitet Grund zur Sorge. Die Graphiken sind jetzt vom 19.8. Der Anstieg der Infektionen hat wieder zugenommen, der Wochenfaktor ist seit 10 Tagen bei 1,5. Und bei den über 80-jährigen ist er genauso groß. Die Inzidenz ist nun über 50, mit höheren Werten in den Ballungsgebieten Berlin, Hamburg und NRW.

Die Anzahl der durchgeführten Tests ist weiter gesunken. Die Rate der positiven Tests stieg vor einer Woche von 4 auf 6 Prozent (Wochenbericht des RKI vom 19.8.). Das heißt, die Dunkelziffer ist gestiegen. Das Inzidenzniveau ist also in Wahrheit schon höher als 50. Jetzt sind 3 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt. Die Anzahl der Sterbefälle ist lange konstant auf niedrigem Niveau geblieben. Erst in den letzten Tagen steigt sie wieder.

Update 5.8. Die neuen Graphiken sind unten zu sehen. Der Anstieg der Infektionen ist noch langsamer geworden, der Wochenfaktor ist jetzt 1,2. Allerdings bei den über 80-jährigen ist der Wochenfaktor 1,4. Das muss man im Auge behalten. Die Inzidenz liegt insgesamt bei 20, mit höheren Werten in den Ballungsgebieten Berlin, Hamburg und NRW.

Die Anzahl der durchgeführten Tests ist weiter gesunken. Die Rate der positiven Tests stieg dadurch auf 3 Prozent (Wochenbericht des RKI von heute). Das heißt, es wird weiterhin zu wenig getan, um versteckte Infektionen zu entdecken und zu isolieren. Das Inzidenzniveau von 20 ist jedoch immer noch sehr niedrig. Obwohl in Deutschland nun zu 97 Prozent die ,,aggressive und gefährliche Delta-Variante" herrscht, ist nichts Schlimmes passiert. Nur 1,7 Prozent der Intensivbetten sind zur Zeit mit Covid-Patienten belegt.

Update 30.7. Der Anstieg der durch Test nachgewiesenen Infektionen setzt sich fort, allerdings langsamer (Wochenfaktor jetzt 1,3) und immer noch auf niedrigem Niveau. Fast zum Ende der Ferienzeit hat die Regierung nun Testpflicht für Einreisende beschlossen. Das heißt noch nicht, dass das umfassend kontrolliert und realisiert wird. Die Statistik der PCR-Tests im Wochenbericht des RKI zeigt einen anderen Trend. Während im Juni pro Woche noch über 700 Tausend Tests durchgeführt wurden, waren es in den ersten drei Juli-Wochen unter 600 Tausend. Dabei stieg die Rate der positiven Tests von 0,8 auf 2,4 Prozent. Das zeigt, dass mehr Infektionen unerkannt bleiben. Die Chance, durch Kontaktverfolgung und großzügiges Testen die Inzidenz ganz niedrig zu halten, scheint damit verspielt.

Andererseits ist keinerlei Grund zur Panik - die vierte Welle lässt sich Zeit. Die Anzahl der Covid-Sterbefälle bleibt unter 20 pro Tag in ganz Deutschland. Das ist deutlich weniger als 1 Prozent aller Sterbefälle.

Update 23.7. Der Beginn einer neuen Welle ist nicht mehr zu übersehen, aber wir sind noch auf sehr niedrigem Niveau. Die jungen Erwachsenen kommen deutschlandweit auf Inzidenz 25. Aber die Gesamtinzidenz ist 10 bis 17 in den westlichen Bundesländern und 3 bis 6 in den östlichen (ohne Berlin). Bei den übr 60-jährigen gibt es nur halb so viele Infektionen. Der Wochenfaktor, unser R-Wert, ist zuletzt wieder auf 1,5 gesunken - bei den über 80-jährigen auf 1,2. Die Inzidenz bei den Todesfällen hat ihren Tiefpunkt überschritten und steigt ganz leicht an.

Insgesamt ist die Situation gut! Ich finde es richtig, dass Sachsen die Maskenpflicht im Einzelhandel aufgehoben hat. Ansteckungen erfolgen nicht im Supermarkt oder in der Schule, sondern im Urlaub und beim geselligen Beisammensein. Hier muss getestet werden! Sonst besteht Gefahr, dass Kontakte außer Kontrolle geraten. Statt dessen ist die Anzahl der wöchentlichen PCR-Tests um mehr als 50% gesunken und die Positivrate ist wieder deutlich über 1%. Vom RKI gibt es jetzt donnerstags einen Wochenbericht mit solchen Informationen. Beim Testen machen wir hoffentlich nicht denselben Fehler wie im vorigen Jahr.

Update 17.7. Die Graphiken stellen den Stand vom 15.7. dar. Die Zahl der Fälle steigt deutlich, vor allem in der Altersklasse der jungen Erwachsenen. Heute ist die Inzidenz für Deutschland schon bei 10. Da der Wochenfaktor, unser R-Wert, ständig steigt, ist keine Trendwende in Sicht. Die Anzahl der Todesfälle sinkt weiter. Auch die Anzahl der Covid-Intensivpatienten, die deutschlandweit bei 400 liegt.


Corona in Deutschland am Tiefpunkt (9.7.21)

Im Juni ging die Inzidenz so weit zurück, wie niemand für möglich gehalten hat. Wir sind wieder auf dem Stand vom Sommer 2020. In der letzten Woche ist allerdings wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Die Pflicht zur Maske im Supermarkt ist jetzt unverhältnismäßig, trotz Delta-Variante. Zumindest hier in MV, wo jede Woche nur noch eine Neuinfektion pro 100000 Einwohner festgestellt wird. Das ist, als wenn für alle Tempo 20 vorgeschrieben wird, weil es bei hohen Geschwindigkeiten Verkehrsunfälle gibt.

Die Gefahr liegt woanders. 2020 sind in dieser Lage tausende infizierte Einreisende nicht getestet und isoliert worden. Das darf sich nicht wiederholen.

Reisende testen!

Die Situation hat sich drei Monate lang nur verbessert. Aber jetzt kommen Millionen Reiserückkehrer, und auch Gäste. An jedem Grenzpunkt muss die kostenlose und unbürokratische Möglichkeit zum Test bestehen. Wenn nicht, besteht Gefahr! Befehle zur Quarantäne, die nicht kontrolliert werden, helfen uns dagegen wenig.

Infektionen bei den über 80jährigen sind selten, und ihre Sterberate ist von 20 Prozent im Januar auf 10 gesunken. In der Altersklasse 60-79 sank die Sterberate der Erkrankten von 6 auf 2 Prozent. Die Impfungen haben gewirkt.

Die Zahl der Covid-Intensiv-Patienten in ganz Deutschland liegt unter 500 und sinkt weiter.

Die Positivrate der Tests ist nun bei 1%, das ist gut. Gerade bei Reisenden muss trotzdem mehr getestet werden.

Die Anzahl der Sterbefälle sinkt seit Anfang Mai kontinuierlich. Jetzt ist nur noch 1 Prozent aller Todesfälle mit Covid verbunden.

Die Wochenfaktoren, unsere R-Werte, waren wochenlang weit unter 1. Bei den Sterbefällen bleibt das so. Der Faktor für Fälle ist wieder gewachsen und zuletzt über 1 geklettert.


Update 27.5. Die Entwicklung könnte nicht besser sein. Der Wochenfaktor ist unter 0.6, die Inzidenz der 80-jährigen unter 20. Die Todesfälle sinken nur langsam, aber die dritte Welle ist definitiv vorbei.

Update 18.5. Die neuen Graphiken zeigen eine kleine ,,Himmelfahrtsdelle" aber insgesamt wird alles ständig besser.

Situation 16.5. In den letzten Tagen war der Rückgang der Infektionen noch viel schneller. Unser R-Wert liegt schon bei 0,6. Die Inzidenz ist in Schleswig-Holstein unter 40, in MV, Brandenburg und Niedersachsen bei 60, und fast überall deutlich unter 100. Außer in Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg, wo jetzt wieder die Lokale öffnen. Ist vielleicht besser als private Partys. Allerdings hatten viele Arztpraxen, Labore und Ämter ein langes Wochenende, so dass die Zahlen täuschen könnten. Wir erneuern die Graphiken deshalb erst am Dienstag wieder.

Update 12.5. Nur die Graphiken wurden erneuert. Alles wurde und wird besser, wie vorhergesagt. Weil die Schäden durch Lockdown jetzt viel höher sind als die Schäden durch Corona, darf die Geduld der Bevölkerung nicht weiter strapaziert werden. Vor allem im Süden verlangsamt sich der Rückgang der Infektionen schon.


Dritte Welle überwunden! Eine Übersicht (5.5.21)

Die Graphik zeigt die zweite und dritte Welle, mit den Dellen zu Weihnachten und Ostern, wo wenig getestet wurde. Es wird seit Ende April in allen Altersklassen deutlich besser. Der Erfolg der Impfungen bei den Älteren ist offensichtlich.

Es ist nun an der Zeit, an die Opfer des Lockdown zu denken und so schnell wie möglich zu lockern. Schon im Februar haben wir nicht bis unter 50 ausgehalten. Das wird erst durch mehr Impfungen erreicht.

Die Inzidenzen sinken exponentiell wie im Januar, mit einem Faktor von gegenwärtig 0,82 pro Woche. Diese Entwicklung begann vor der Bundes-Notbremse und hat sich verstärkt. Der Rückgang wird zwei Wochen anhalten, so dass die Gesamtinzidenz unter 100 kommt.

Im Unterschied zum Januar gibt es jetzt wenig Fälle bei den über 80jährigen. Die Anzahl der Todesfälle ist dadurch viel geringer, sinkt aber nicht weiter.

Am 4. Mai ist die Zahl der Covid-Intensiv-Patienten erstmals um mehr als 100 gesunken. Die Gefahr der Überlastung ist nun gebannt.

Die Positivrate der Tests ist immer noch über 11%, ein blamabler Wert. Es wird weiterhin zu wenig getestet.

Erst ab 18.4. sind die Wochenfaktoren, unsere R-Werte, nicht mehr durch Ostern beeinflusst. Der Faktor für Fälle sinkt, der für die Sterbefälle schwankt um 1.

20.4.: Die 7-Tage-Inzidenzen für fünf deutsche Regionen zeigen einen positiven Trend. Nur in Süddeutschland, Nordrhein-Westfalen und Berlin sind die Zahlen zum Teil noch gewachsen. Update 3.5.: überall klare Verbesserung.

Dritte Welle schon zu Ende? (20.4.21)

In den letzten Tagen haben sich die Anzahlen der positiven Fälle in ganz Deutschland und in allen Altersklassen auf hohem Niveau stabilisiert. Es könnte passieren, dass sie jetzt sinken wie im Januar. Bevor die Bundes-Notbremse beschlossen ist.

Die Zahl der Covid-Intensivpatienten nimmt allerdings noch täglich um etwa 50 bis 60 zu. Auch die Anzahl der Todesfälle auf Intensivstationen steigt. Beide werden mit Verzögerung von einigen Tagen sinken, sobald die positiven Fälle deutlich zurückgehen.

Auch mit Notbremse wird es Wochen dauern bis die Inzidenz 100 wie Anfang Februar unterschritten ist. Durch die Impfungen gibt es jetzt aber weniger Tote und schwere Verläufe als im Januar.

Ja, es wird deutlich besser (3.5.21)

Der Rückgang der Inzidenzen ist offensichtlich. Die Belastung der Intensivstationen ist schon leicht gesunken.

20.4.: Die Fallzahlen sind in allen Altersklassen von Erwachsenen leicht gesunken. Bei Kindern und Jugendlichen sind die Fallzahlen konstant. Sie werden sinken, wenn nach Schulschließungen weniger getestet wird. Update 3.5.: stimmt.

Die Inzidenzen der Intensivpatienten sind eine gute Kennzahl für die Lage der Bundesländer. In Sachsen und Thüringen sind sie am höchsten, in NRW knapp über dem deutschen Durchschnitt.

Berlin hat den dritthöchsten Wert, weil wohl viele Intensivpatienten von außerhalb in Berlin liegen.

Neue Graphiken vom 8.5.: Intensivfälle nehmen ab.

Intensivpatienten als neue Kennzahl? (19.4.21)

Die Fall-Inzidenz als Grundlage für verschärfte Maßnahmen gerät immer mehr in die Kritik. Ihre Verwendung könnte dazu anregen, dass weniger getestet wird, um kleinere Inzidenz zu bekommen. Das wäre kontraproduktiv.

Die Zahl der mit Covid-Patienten belegten Intensivbetten misst direkt den Ernst der Lage. Sie ist für die Landkreise täglich pünktlich ab 12:23 Uhr im DIVI-Intensivregister abrufbar. Die Daten werden von 1300 Intensivstationen zusammengefasst.

Um Regionen verschiedener Grösse zu vergleichen, muss diese Zahl als Inzidenz ausgedrückt werden: Patienten pro 100000 Einwohner. In Deutschland liegt diese Inzidenz zur Zeit bei 6, in Sachsen bei 10, in Schleswig-Holstein unter 2. Die Graphik rechts zeigt, dass die Gesamtbelastung der Intensivstationen bis zum 25.4. noch langsam steigt und seitdem ganz langsam sinkt.

Ein Problem dieser Statistik ist, dass Patienten mitgerechnet werden, die aus anderen Bundesländern aufgenommen wurden.

Diese Abbildung fügt sich von unten an die linke Graphik an. Bayern hat Werte knapp unter dem deutschen Durchschnitt. Sechs Bundesländer haben noch bessere Intensiv-Inzidenzen.

Schleswig-Holstein ist unangefochten Spitzenreiter. In Niedersachsen ist die Intensiv-Inzidenz seit Wochen konstant bei 6, in Brandenburg hat sie abgenommen.

Prognosen von Ende März waren zu pessimistisch. Der Anstieg der Infektionen hat sich über Ostern verringert. Die Delle in den Kurven entsteht durch weniger Tests an den Feiertagen.

Nur Bayern erreicht Inzidenz 200 und damit den dritten Platz nach Thüringen und Sachsen. Wird Deutschland ähnliche Rekorde erzielen, wenn Söder Kanzler wird?

NRW hat etwa die gleiche Inzidenz 175 wie ganz Deutschland. Berlin ist etwas und Niedersachsen mit 130 deutlich besser. Aber Schleswig-Holstein liegt unterhalb 80, mit offenen Läden. Hätte ich die Wahl zwischen Laschet und Söder, würde ich mich aus Sicht der Pandemie für Herrn Günther entscheiden.

Die dritte Welle flacht ab (18.4.21)

Nach der Osterpause ist die Situation nicht mehr so dramatisch. Die Anzahl der Fälle ist gestiegen, aber lange nicht so stark wie befürchtet. Vom 15. bis 18. April war sie nahezu konstant. Die Steigerung erfolgt vor allem in den Altersklassen bis 59 Jahre und in Bayern, während in anderen Bundesländern die Zahlen zurückgehen.

Bei der Beurteilung der Inzidenzen ist zu berücksichtigen, dass durch Schnelltests mehr getestet wird. Bei offenen Schulen mit allgemeiner Testung ist es überhaupt nicht verwunderlich, wenn sich die Inzidenzen der Kinder denen der Eltern angleichen. Natürlich sind die Kinder in gleicher Weise betroffen wie die Eltern, aber weil sie wenig Symptome entwickeln, wird das erst durch Tests in den Schulen erfasst.

Die Zahl der Covid-Intensivpatienten ist ein wichtigeres Kriterium als die Inzidenz. Sie ist in den letzten zwei Wochen weiter gestiegen, aber weit langsamer als erwartet. Der um Weihnachten erreichte Maximalwert ist mindestens noch drei Wochen entfernt. Zwischenzeitlich sollten aber die erfolgten Impfungen Wirkung zeigen.

Die Zahl der Sterbefälle ist nach Ostern gestiegen und dann wieder gesunken. Sie pendelt um den Durchschnittswert des gesamten Pandemie-Jahres. Das ist nicht zufriedenstellend, aber kein Grund zur Panik.

Die Medien sagen: sofort handeln, sonst ist alles zu spät! Es gibt echte Engpässe in Thüringen, Sachsen und Bayern. Dennoch sind einige Tage Zeit, um gut durchdachte Massnahmen gegen die Pandemie festzulegen. Impfungen und Schnelltests müssen gleichzeitig schnell und zielgerichtet durchgezogen werden.

Die ,,Oster-Delle'' in den Kurven zeigt deutlich die Zeit mit verringerter Testung, ähnlich wie Weihnachten. Hoffentlich geht es nun bergab.

Thüringen hat weiterhin die höchste Inzidenz in Deutschland. Sachsen hat sich verschlechtert und steht mit Thüringen auf einer Stufe. Sachsen-Anhalt dagegen hat nun geringere Inzidenz als Bayern.

Seit dem 15. April zeigen alle Ost-Länder eine positive Tendenz. Aber selbst Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern liegen deutlich über dem Niveau von Niedersachsen in der Graphik links (Berlin ist zum Vergleich bei beiden eingezeichnet).

Hoffnung für die Osterpause (3.4.21)

Heute sind die Inzidenzen und Wochenfaktoren enorm gesunken. Ein Grund ist: Karfreitag wurde weniger getestet. Aber die Werte waren schon Donnerstag und Mittwoch, am 31.3. niedriger. Das gibt Hoffnung auf Besserung.

Wegen der Feiertage sinken die Werte nun weiter, und die Inzidenzkurve bekommt eine Delle wie Weihnachten. In den nächsten zehn Tagen sind dann keine seriösen Prognosen möglich. Kanzlerin und Ministerpräsidenten werden sich am 12. April vor allem nach der Statistik der Intensivstationen richten müssen, um ihre Entscheidungen zu treffen. Leider hat Deutschland immer noch wenig verlässliche Daten über den Verlauf der Pandemie.

Die Aufteilung in Altersklassen gibt Gründe für die Verbesserungen der letzten Tage. Bei Kindern und Jugendlichen sinken die Inzidenzen seit Anfang der Woche, weil die Ferien angefangen haben oder nicht mehr getestet wird.

Aber auch in der Altersklasse über 80 ist der Anstieg der Fälle deutlich gebremst. Die Impfungen zahlen sich aus. Für die Altersklasse 60-79 ist der Effekt leider noch nicht sichtbar. Auch bei den Berufstätigen, Alter 15-59, gibt es erst Gründonnerstag weniger Fälle.

Im Vergleich mit Frankreich, Holland und Schweden hat Deutschland noch niedrige Inzidenz. Nur Großbritannien hat uns durch Impfen bei den Fällen und vor allem bei den Sterbefällen überholt. Frankreich hat mehr Tote, was Grund für den neuen harten Lockdown war.

Allerdings haben sowohl Holland wie auch Schweden seit Wochen kleinere Sterbeinzidenz als wir, obwohl sie etwa doppelt so viel Fälle haben. Fall-Inzidenz kann also nicht einziges Kriterium für Massnahmen sein.

Daten der Johns Hopkins Univeristy vom 2.4.

Zu den RKI-Inzidenzen

In meinem Landkreis Vorpommern-Greifswald war am 2.4. die RKI-Inzidenz 65 und die naive, aus unserer Sicht korrekte Inzidenz war 155. Die Grünen in MV und das Daten-Portal Risklayer erhalten sogar eine Inzidenz über 200. Grund für die Differenz sind Verzögerungen bei den Meldungen, für die der Kreisrat verantwortlich gemacht wird.

In der gegenwärtigen Lage, in der Ausgangssperren von der Inzidenz abhängig sind, darf es nicht sein, dass die offizielle RKI-Inzidenz durch Bummelei von Gesundheitsämtern gesenkt werden kann. Hier ist aufgeschrieben, wie dieser unhaltbare Zustand beseitigt werden kann. Siehe auch unsere Diskussion vom Februar.

Aktuelle Lage (1.4.21)

Heute war der Anstieg etwas geringer als in den letzten Tagen. Gemessen an den für Notbremsung gesetzten Grenzen sind die Gesamtinzidenzen jedoch riesig: Deutschland liegt bei 144, Bayern und Brandenburg bei 150, Sachsen bei 219 und Thüringen bei 264. Nur Schleswig-Holstein mit 75 und das Saarland mit 91 liegen unter 100.

Wichtiger sind aber die Inzidenzen der Altersklassen über 80 und nebenstehend 60-79. Dort gibt es krasse Unterschiede zwischen Ost und West, und weniger krasse zwischen Nord und Süd.

Bei 60-79 erreichen nur Mecklenburg-Vorpommern und Berlin das Westniveau. Insbesondere in Thüringen, aber auch in Sachsen scheinen die Älteren sehr unvorsichtig zu werden.

Eine positive Tendenz ist, dass in den letzten Tagen in vier Bundesländern die Werte nicht mehr gestiegen sind.

Vor drei Wochen war die Inzidenz bei den 60-79 jährigen überall noch unter 50. Jetzt haben Hessen und Bayern auch in dieser Altersgruppe fast die Notbremsemarke 100 erreicht.

Wie bei den Gesamtinzidenzen, hat auch hier Schleswig-Holstein und das Saarland noch gute Werte: unter 50. Aber alle Kurven steigen weiter an.

Neueste Berichte vom RKI

Impfungen und Intensivbetten stehen zur Zeit fast mehr im Fokus als Inzidenzen. Das RKI hat dazu seit 27.3. seine Berichte umgestellt:

Das wird jetzt nur noch werktags gemeldet. Wozu auch am Wochenende publizieren, wie schlecht wir sind. Frohe Ostern !

Der Wochenfaktor, unser R-Wert, beschreibt die dritte Welle gut. Nachdem der Wert für die Fälle auf 1,33 gestiegen war, ist er nun bei 1,23. (Ohne Kommentar: Der R-Wert vom RKI war gestern 0,88.) Der Anstieg ist fast genau so stark wie der Abfall im Januar. Heute liegt die Inzidenz bei 126. Wenn es so weitergeht, sind wir in einer Woche bei 155, in zwei Wochen bei 190.

Zum Glück ist der Wochenfaktor für die über 80-jährigen ,,nur" bei 1,1. Der muss unter 1 kommen! Zur Zeit kommt aber eher der R-Wert für Todesfälle über 1. So wie die Zahl der Intensivpatienten wird auch die der Sterbefälle wieder steigen. Zunächst sehr langsam.

Neue Graphik 3.4.: Es wird besser. Und die Sterbefälle sinken immer noch!

Vom Stillhalten geht das Virus nicht weg (26.3.21)

Wir hängen mitten in der dritten Welle. Heute ist die Inzidenz in Deutschland 125. Am Freitag nach Ostern können es 190 sein. Da hilft nicht die Strategie ,,alle verkriechen sich, weil draußen ein Infizierter laufen könnte". Die Infizierten müssen gefunden und in Quarantäne gesteckt werden. Wer positiv getestet ist, darf keinen mehr anstecken. Das verstehen die allermeisten. Sonst sind Strafen möglich.

Das ist so klar! Aber es erfordert Umdenken. Angebote statt Verbote! Überall testen wo ein Verdacht besteht! Das RKI empfiehlt immer noch, sogar Kontaktpersonen ersten Grades nur bei Symptomen zu testen. Die können nicht umdenken. Noch nicht mal beim falschen Zählen der Fälle. Oder bei ihren unbrauchbaren R-Werten.

Der Kampf gegen das Virus wird vor Ort geführt. Nicht per Telefon. Es gibt jetzt Schnelltests. Die müssen überall ankommen. Wir haben ein Recht darauf - seit Anfang März einmal pro Woche. Schwieriger ist, kundiges Personal für Testaufsicht zu finden. Die sollten geimpft sein. Und wer positiv getestet ist, muss umgehend zum PCR-Test und sich isolieren.

Alle Möglichkeiten unserer Gesellschaft müssen ausgeschöpft werden: Betriebe, Schulen, Hochschulen, Arztpraxen, Vereine, Polizei und Armee. Die politischen Kräfte müssen wissen, dass das der Wahlkampf ist. Besonders die Opposition: mithelfen bringt mehr Stimmen als meckern.

Schnelltests werden notwendig, um Angebote zu nutzen. Aber der eigentliche Zweck ist: Infizierte finden und isolieren. Darum müssen Schulen aufbleiben. Sonst kommen die Tests nicht zu den Familien. Und wenn ein Kreis höhere Inzidenz durch mehr Tests hat, darf das kein Nachteil sein. Die Inzidenz der Alten und die Belastung der Krankenhäuser sind als Kriterien wichtiger.

,,Gefangenendilemma" im Lockdown

Herr Lauterbach, Herr Brinkhaus und viele Kommentatoren sagen: macht einen richtig harten Lockdown! Alle machen mit! Dann haben wir in 14 Tagen die Pandemie beseitigt! Leider hat die Spieltheorie solch Wunschdenken schon in den 1950er Jahren widerlegt. Stichwort: ,,Prisoner's dilemma".

In der Marktwirtschaft vertreten die meisten ihre eigenen Interessen. Wenn alle mitmachen beim Lockdown, dann kann ja nix passieren, wenn ich mal rausgehe und Freunde besuche. Und wenn die anderen nicht mitmachen, dann wär ich ja blöd, wenn ich mich einschließe. Also wer eigene Interessen verfolgt, macht beim Lockdown nicht mit. Das ist für alle die sogenannte dominante Strategie.

Es war ein Wunder, dass der erste Lockdown so gut lief. Und auch der zweite lief gut bis Anfang Februar. Grund war die Angst vor Covid und die Autorität der Regierung. Seit Februar klappt das nicht mehr. Die Pandemie muss nun bekämpft werden bei gleichzeitiger Normalisierung des Lebens. Da machen viele mit, weil es in unserem Interesse ist.

Die dritte Welle kommt kaum von Mutanten (17.3.21)

Heute wird noch deutlicher, dass wir in der dritten Welle angekommen sind. Viele Experten haben das schon immer gewusst und modelliert: durch die Mutanten steigt der R-Wert nach und nach um 30 Prozent, und unser schwacher Lockdown kann nicht dagegenhalten.

Ein Blick auf die Daten zeigt: Mutanten spielen nur eine Nebenrolle. Der Hauptgrund ist Leitungsversagen auf zentraler und lokaler Ebene sowie Wut, Trotz und Unvorsichtigkeit auf Seiten der Bevölkerung. Das Vertrauen in die Corona-Maßnahmen ist vielerorts zusammengebrochen. Es gibt auch positive Beispiele. Rostock liegt stabil bei Inzidenz 20, trotz Mutanten.

Unser R-Wert (Wochenfaktor) für Deutschland ist binnen einer Woche um fast 30 Prozent gestiegen, und liegt jetzt bei 1,3. Bei der besonders gefährdeten Altersklasse über 80 ist dieser Faktor von 0,8 auf 1,1 gewachsen. Die nebenstehende Graphik zeigt, dass das vor allem auf Thüringen, Brandenburg und Bayern zurückzuführen ist. Bei den Alten in Thüringen ist Inzidenz 180 erreicht, was eine Notbremsung nötig macht.

Moment mal: auch in Thüringen gibt es Kreise mit Inzidenz um 50: Jena, Weimar, Nordhausen. Der Kreis Greiz dagegen hat sich in 2 Wochen von 200 auf 540 gesteigert. Für Notbremsen empfiehlt sich eine Differenzierung auf Kreisebene. Eine personelle Notbremse innerhalb der Regierung könnte helfen, Vertrauen zurück zu gewinnen.

Die Alten über 80, die bisher 70 Prozent der Covid-Toten stellen, sind vor allem im Osten noch gefährdet. Dabei gibt es Unterschiede. Mecklenburg-Vorpommern hat seine Inzidenz in der Ü80 in den letzten acht Tagen von 100 auf 65 gesenkt, und Berlin von 60 auf unter 50. In Thüringen stieg dieselbe Zahl von 150 auf 180. Wie soll das mit Mutanten zusammenhängen? Sind die in Greiz eher angekommen als in Berlin? (neue Graphik 1.4.: Inzidenzen jetzt noch höher)

Die großen Bundesländer im Westen haben die Infektionen bei den Alten im Griff. Während die Berufstätigen (35-59) und noch stärker die Jüngeren (15-34) schon deutlich über 100 geklettert sind, sind die über 80jährigen halbwegs sicher. Hängt es damit zusammen, dass Pflegeheime in den alten Bundesländern mehr von kirchlichen und gemeinnützigen Trägern betrieben werden, während im Osten vorrangig private Investoren aktiv sind? Neue Graphik 1.4.: bis auf S-H sind alle Inzidenzen gestiegen.

Bilanz der zweiten und Beginn der dritten Welle (14.3.21)

Über 70 Prozent der Corona-Toten waren über 80 Jahre alt. Es war tragisch, dass gerade diese Altersklasse seit November die allerhöchste Inzidenz hatte. Vor allem durch Impfungen in Heimen ist es gelungen, die Inzidenz dieser Altersgruppe auf 50 zu senken. Die 60 bis 79jährigen hatten immer wenig Infektionen. Sie scheinen selbst aufzupassen. Diese beiden Altersklassen müssen auf niedrigem Niveau bleiben.

Neue Graphik 18.4.: Über Ostern haben wir eine ähnliche Delle wie über Weihnachten. Die Inzidenzen stiegen weiter, aber langsamer als erwartet, insbesondere bei den Alten.

Die Abbildung zeigt die Inzidenzentwicklung von Oktober 2020 bis heute. Einem sehr schnellen Anstieg folgte im November der lockdown light und die Einschränkung der Tests. Die Fallzahlen gingen nur wenig zurück, dann stiegen sie so, dass ab 15.12. der harte lockdown in Kraft trat. Über Weihnachten arbeiteten Labore und Gesundheitsämter im Notbetrieb, so dass viele Infektionen unerkannt blieben. Das zeigt die Delle in den Kurven.

Von Mitte Januar bis zum 13. Februar sanken die Fälle exponentiell, mit einem Faktor von 0,8 pro Woche. Dann gab es einen plötzlichen Umschwung. Das Infektionsniveau war noch über der Spitze der ersten Welle. Aber die Fälle begannen wieder langsam zu steigen, zunächst mit Faktor 1,05 pro Woche. Um den 10. März ist ein weiterer Umschwung sichtbar, der nun den Beginn eines stärkeren Anstiegs darstellt.

Die Altersklassen 15 bis 59 haben jetzt bereits die Inzidenz 100. Eine ,,Notbremse für Berufstätige" ist aber nicht möglich. Wichtig ist, dass die Inzidenz für Ältere ab 60 niedrig bleibt. In den letzten Tagen war ein leichter Anstieg bemerkbar.

Sorgen bereitet auch die seit Februar stark gestiegene Inzidenz bei Kindern, die Ausbrüche in Kitas und Schulen signalisiert. Weil die Inzidenz der Erwachsenen viel höher war, liegt die Annahme nahe, dass Infektionen meist aus der Familie kommen. Da Kinder wenig Symptome haben, wurden sie vor Öffnung der Schulen kaum getestet. Der Anstieg kann also eine Folge von Reihentests in Schulen sein.

Der Höhepunkt der zweiten Welle war um Weihnachten. Die meisten Todesfälle gab es im Januar.

Im Januar und Februar hatte Deutschland mehr Covid-Tote als im ganzen Jahr 2020, und pro Kopf etwa anderthalb mal so viele wie Brasilien.

Zum Glück ist die Sterbeinzidenz seit Neujahr um 75 Prozent gesunken und geht weiter zurück. (Update 31.3.: jetzt langsamer.) Die Impfungen in den Heimen haben Erfolg. Die größte Gefahr ist gebannt.

Fahrplan aus der Krise (15.3.21)

Statt von 50 auf 35 kommen wir jetzt von 70 auf 150. Die Entwicklung der nächsten 14 Tage liegt durch die bisher erfolgten Infektionen schon fest. Es geht aufwärts. Aber ein sofortiger neuer Lockdown ist nicht möglich. Zum einen würden die Leute sich nicht daran halten. Zum anderen sind die sozialen wie auch die gesundheitlichen Schäden durch Einschränkungen des normalen Lebens zur Zeit schon viel höher als die direkten Schäden durch schwere Corona-Verläufe. Dazu meine Meinung:

  • Die Inzidenz beim Alter über 60 darf nicht stark steigen. Das muss regional kontrolliert werden. Zur Kontrolle dienen obige Abbildungen. Ein ganz wichtiges Kriterium ist die regionale Kapazität der Krankenhäuser unter Beachtung des 14tägigen Vorlaufs.
  • Die lokale Ebene muss mehr Verantwortung und Befugnis bekommen. Die Regierung kann sich um ihre Versprechungen kümmern und Angebote machen (Schnelltests, Impfung). Doppelt so viele PCR-Tests sind möglich, vorrangig um Infizierte festzustellen. Wo es geht, ist der Alltag weiter zu normalisieren. Es klappt nur mit dem Volk. Verbote und Bürokratie sind nicht mehr erfolgreich.

Hier ist zu sehen, dass die Trendänderung ab 10. März in den meisten Regionen gleichzeitig erfolgte. Im Süden scheint sie recht stark, im Norden nicht ganz so schlimm. Und wo ist der Osten? Weit außerhalb des Maßstabs dieser Abbildung bei Inzidenzen bis zu 160. Dort gibt es auch weiter relativ viele Tote. Thüringen wird wohl das Versuchskaninchen, das zeigt, ab wann harte Beschränkungen unumgänglich sind.

Neue Graphik 31.3.: Alle Inzidenzen sind weiter gestiegen.

Die Wochenfaktoren sind unsere vereinfachten R-Werte. Sie geben den Trend der Entwicklung an. Der Faktor für die Todesfälle schwankt um 0,8 und zeigt, dass diese Zahl weiter sinkt. Mitte Februar ist der Faktor für die Covid-Fälle allgemein und in der Altersklasse über 80 unvermutet gestiegen. Um den 10. März gab es einen weiteren Anstieg, auf über 1,2 bei der Gesamtbevölkerung und auf über 1 bei den über 80jährigen. Dies kann als Beginn einer dritten Welle interpretiert werden.

Bis zum 13. Februar haben die Infektionen exponentiell abgenommen. Seitdem steigen sie wieder an, zuerst im Osten, wo die Lage am schlimmsten ist, zuletzt im Süden. Der Norden hält sich konstant. Die Inzidenz 50 oder gar 35 ist zur Zeit in keiner Region erreichbar. Zuletzt haben die Infektionen in Süddeutschland stärker zugelegt. (update 7.3.)

Regionale Unterschiede in der aktuellen Entwicklung (1.3.21)

Statt in 16 Bundesländer ist Deutschland hier in fünf Regionen eingeteilt. Besonders gut ist die Lage in den Regionen ,,Süd'' und ,,Mitte", wo die Inzidenz der über 80-jährigen schon unter 50 ist. Auch in der Region ,,Stadt" mit Nordrhein-Westfalen, Berlin, Hamburg und Bremen ist die Inzidenz bei den Senioren kleiner als bei allen. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass 80jährige sich nicht so leicht anstecken wie Jüngere. Aber in den letzten Monaten waren die Altersheime die Hotspots der Pandemie. Im Osten scheint es noch jetzt so zu sein.

Warum steigen die Inzidenzen jetzt wieder? Die Mutanten mögen eine Rolle spielen. Hauptgrund ist aber offensichtlich die Corona-Müdigkeit von Teilen der Bevölkerung. Ein längerer Lockdown ist seit Mitte Februar nicht mehr durchsetzbar. Was aber sinnvoll und umsetzbar erscheint, ist eine niedrige Inzidenz für die Senioren. Dazu muss schnell geimpft werden. Damit kann die Corona-Sterberate um bis zu 90 Prozent gesenkt werden.

Gleichzeitig sind Normalisierungen im Alltag erforderlich, um die Corona-Müdigkeit zu bekämpfen. Verbote und Verfügungen sind nicht mehr erfolgreich. Der Anstieg der Inzidenz ist zur Zeit moderat: 10% Wachstum pro Woche. Besonders im Osten muss die weitere Entwicklung jedoch sorgfältig beobachtet werden.

Bei den über 80-jährigen sind die Inzidenzen überall rückläufig. Durch Impfung scheint es real, in dieser Gruppe die Inzidenz 35 oder sogar 10 zu erreichen. Der Osten liegt immer noch über 100, so dass in den nächsten Wochen weiter mit vielen Todesfällen zu rechnen ist. (update 7.3.)

Unsere Nachbarn im Osten,

Den osteuropäischen Nachbarn, insbesondere Tschechien und der Slowakei, geht es zur Zeit richtig schlecht. Sie haben wenig finanzielle Reserven und verdienen unsere Unterstützung - in unserem ureigenen Interesse.

Süden,

Mit Inzidenz 65 ist Deutschland (rote Kurve) Europameister - gegenüber allen Nachbarstaaten außer Dänemark. Und zur Zeit steigen die Inzidenzen überall. Ist 35 in dieser Lage ein sinnvolles Ziel für uns?

Westen

Im Gegensatz dazu hat Deutschland ganz viele Todesfälle. Scheinbar gelingt es einigen Nachbarn auch bei hohen Inzidenzen, Todesfälle effektiv zu verhindern. Können wir von ihnen lernen?

und Norden (2.3.21)

Dänemark hat nur ganz wenig Covid-Tote. Kommt es daher, dass sie zehnmal soviel testen wie wir? Schweden kommt mit wenig Einschränkungen und Inzidenz 300 auf weniger Tote als Deutschland.

Deutschland hatte wenig Fälle ...

Hier wurde die Inzidenz über 100 Tage gemittelt, um den Gesamteffekt der zweiten Welle zu bestimmen. Mit dem Durchschnittswert von 134 steht Deutschland gut da! Andere große Länder in Europa haben höhere Inzidenzen, und Schweden erst! Aber Moment mal: warum stehen wir zwischen Südafrika und Brasilien? Die haben doch nur so niedrige Werte weil sie wenig testen! Ja. Leider trifft dies Argument auch auf Deutschland zu. Ein wesentlicher Grund für die vergleichsweise niedrige Inzidenz ist die geringe Testintensität.

Datenquelle: Johns Hopkins University

Eine internationale Bilanz der zweiten Welle (27.2.21)

Wie sind wir durch die letzten drei Monate gekommen? Dazu wird der Durchschnitt der 7-Tage Inzidenz über die letzten 100 Tage berechnet. Deutschland wird verglichen mit anderen Ländern ähnlicher Größe sowie mit Südafrika, Brasilien und Schweden. Bei den positiven Fällen hat Deutschland fast den kleinsten Wert, bei den Sterbefällen aber den drittgrößten.

Für die aktuelle Lage kann man Sterbefälle nicht heranziehen, weil sie erst nach mehreren Wochen bekannt werden. Um die Wirkung der Pandemie über einen längeren Zeitraum zu bestimmen, ist jedoch die Sterbeinzidenz das harte Kriterium. Die Toten stehen auch stellvertretend für schwere Krankheitsverläufe. Die Inzidenz der Fälle wird dagegen maßgeblich beeinflusst durch unterschiedliche Intensität der Testung in verschiedenen Ländern.

In der ersten Welle war Deutschland mustergültig. Jetzt in der zweiten Welle eher unterdurchschnittlich. Hohe Sterbeinzidenzen von 7 bis 8, d.h. etwa 30 bis 40 % Übersterblichkeit, hatten neben Großbritannien auch Portugal sowie die osteuropäischen Länder der EU. Diese haben nicht die materiellen Reserven wie Deutschland, um Lockdown-Maßnahmen lange durchzustehen. Die Ost-Bundesländer, mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, hatten auch Sterbeinzidenzen von mindestens 7, Sachsen sogar 12. Obwohl sie durch den Bund unterstützt werden.

Was die Mutanten anbetrifft, so ist nachgewiesen, dass sie ansteckender sind. Aber in Brasilien und Südafrika haben sie bisher weniger Schaden verbreitet als wir hier gerade hatten. In England gibt die aktuelle Entwicklung Anlass zu Optimismus. Somit sollten wir auch in Deutschland mit ihnen fertig werden.

aber mehr Tote als andere Länder

Bei den Covid-Toten steht Deutschland nicht so gut da. Nur Großbritannien und Italien hatten in den letzten drei Monaten mehr Tote. Die niedrigen Werte für Südafrika und Brasilien liegen zum Teil an der jüngeren Bevölkerung. Vielleicht wurden auch nicht alle Sterbefälle gezählt. Trotzdem sollte diese Graphik zu denken geben. Man kann sie auch so interpretieren, dass Deutschland sich durch wenig Testen die Inzidenz schön rechnet. Eine höhere Dunkelziffer bewirkt die größere Sterberate.

Dieser Vergleich beleuchtet natürlich nur einen Aspekt einer komplexen Lage.

Die sachlichen Informationen dieser Seite sollen Angst, Gerüchten und Fehlinformationen entgegenwirken. Sie basieren auf Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Johns Hopkins University. Die Darstellung fordert zum Mitdenken auf. Persönliche Meinungen werden von Fakten klar abgegrenzt. Kritiken bitte an die e-mail im Impressum. Für Grundbegriffe hier anfangen.

Link zu den Daten: RKI Fallzahlen, fallbezogene Datei RKI COVID19, Zeitreihen der Johns Hopkins University.

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Der Fahrplan ist jetzt klar (25.2.21)

Die Zahlen von heute früh lassen keinen Zweifel daran, dass die Infektionen deutschlandweit steigen. Die Inzidenz ist bei 65, unser Ersatz-R-Wert ist 1,07. Bei 14 von 16 Bundesländern ist dieser Wert über 1. Schuld an dieser Entwicklung scheinen Gleichgültigkeit und Unmut, mehr als die Mutanten.

Wünschenswert niedrige Inzidenzen von 35 oder gar von 10 sind jetzt nicht realisierbar. Auch wenn dies von sieben Wissenschaftlern um Frau Priesemann letzte Woche in der Zeit propagiert wurde. Einem Herzinfarkt-Patienten muss man nicht erklären, wie gut Sport für den Kreislauf ist.

Was ist machbar? Zunächst die Kreise belohnen, die schon Inzidenz 35 erreicht haben. Sie haben das Recht, ihr Leben zu normalisieren.

Dann kann man die 35 als Ziel vergessen. Es gibt Wichtigeres. Die Inzidenz der über 80-jährigen bestimmt drei Viertel der Todesfälle. Und gerade diese Inzidenz hat sich gut entwickelt, wie die beiden Graphiken unten zeigen. Heute liegt sie bei 70, während die Inzidenz für alle 65 ist. Die Gefahr für die Alten lässt sich durch Impfungen rasch senken, theoretisch bis auf Null.

In Süddeutschland ist die Inzidenz der Alten schon kleiner als der allgemeine Durchschnitt. Nur die fünf Bundesländer im Osten haben bei den über 80-jährigen noch Inzidenzen über 100, in Thüringen über 200. Dort muss geimpft werden in den Heimen, mit aller Kraft. So können Leben gerettet werden. Das ist kurzfristig umsetzbar. Die Altersklasse 60-79 ist übrigens jetzt schon unter 50, weil sie selbst aufpassen.

Da es zu wenig Schnelltests gibt, muss die Notstrategie des RKI für PCR-Tests beendet werden. Das ist eine Blamage für Deutschland: 2,3 Millionen Tests pro Woche möglich, nur 1,0 Millionen werden durchgeführt. Positivrate immer noch über 6%. Bloß weil die Richtlinie den Hausärzten untersagt, Asymptomatische und Personen ohne Erstkontakt-Nachweis zu testen.

Und dann kann das RKI mal seine Inzidenzen korrekt ausrechnen. Von den R-Werten (gestern 0,89) ganz zu schweigen. Es gibt viel zu tun, nicht nur für das Volk.

zuletzt geändert 20.11.21